Montag in 10 Jahren

Uns von der Heddesheimer Liste ist Mobilität in Heddesheim wichtig. Wir fragen uns, wie könnte es sein?

Es ist Montagmorgen und Lars hat keine Lust zur Schule zur gehen, es ist ein herrlicher Frühsommertag und am Wochenende hat der Badesee aufgemacht.
Es hilft nichts, er muss zur Schule. Der Weg aus Mitten im Feld 3 fällt ihm nicht nur wegen der vielen Kinder, die von dort zur Hans Thoma Grundschule strömen, leicht, sondern auch wegen der Fußmarkierungen auf dem Boden und dem sechsten Zebrastreifen, den es seit März nun endlich in Heddesheim gibt.

Papa erzählt ihm immer, dass, als er damals zur Schule lief, es weder die Markierungen noch einen Zebrastreifen gab. Auch den tollen Schulhof habe es damals nicht gegeben, sagt Papa. „Damals“ hätten sich Eltern darum bemüht, den Schulhof zu verändern und auch Initiativen ergriffen, den Elterntaxi-Verkehr zu reduzieren. Aber das ist ein anderes Thema.

Lars läuft zur Schule und trifft viele seiner Freunde schon auf dem Weg. In der Schule angekommen, scheint es ein richtig sonniger Tag zu werden.
Er freut sich auf den Badesee mit Oma und Opa. In der Pause sieht er vom Schulhof aus, wie seine Oma beim Zahnarzt ankommt. Sie hat den autonom fahrenden Schuttlebus genommen, der sie vor ihrem seniorengerechten Haus im Neubaugebiet abgeholt hat und nun direkt zum nächsten Auftrag fährt. Diese Busse findet Lars großartig, jeder im Ort kann – mittels einer App und einem Basisguthaben für Bürgerinnen und Bürger – den Bus bestellen und die Fahrt planen. Oma und Opa nutzen den Bus vor allem für Erledigungen im Ort und für Fahrten zum Badesee mit Lars und dessen Schwester Carla.

Oma sagt immer, erstens sei es besser für die Umwelt, zweitens sparten sie sich die 7,- € Tagesparkgebühr am Badesee und drittens könnten sie dann von den gesparten 7,- € Eis für Carla und Lars kaufen. Lars ist das autonome Fahren gewöhnt, manchmal fährt er mit seinem Papa in den Ferien ins Büro und den Weg kann auch ihr Auto von ganz allein fahren.

Als die Schule aus ist, stürmen die Kinder aus der Schule und rennen los … es ist ein Trubel, voller Jubel und Heiterkeit. Aber keine Autos sind in der Schulstraße zu sehen. Die Gemeinde hat vor rund acht Jahren eine Schranke in der Schulstraße errichtet, die sich zu den Stoßzeiten schließt und so die Sicherheit der Kinder verbessert. Auf dem Heimweg nutzen die Kinder die freien Gehwege, um sich zu überholen und begegnen Uli.

Uli sitzt im Rollstuhl. Er wurde 2024, kurz bevor ein generelles Überholverbot von Fahrrädern und Tempo 30 im Ort eingeführt wurden, von einem Auto auf seinem Fahrrad in der Werderstraße überfahren. Lars und Uli kennen sich, denn Uli unterstützt manchmal in der Schule andere Kinder. Mal sind es Kinder, die mehr Hilfe benötigen, mal sind es Kinder, die mehr Förderung brauchen.
Uli war bis zu seinem Unfall im Vertriebsaußendienst tätig und arbeitet nun von zu Hause, die Zeit, die er nicht mehr reisen muss, investiert er gerne in die Kinder in „seinem Dorf“, wie er immer sagt.
Er zog 2017 nach Heddesheim, fühlt sich aber auf Grund der Bürgerbeteiligung und der aktiven gemeinschaftlichen Gestaltung so, als ob er schon seine ganzen 56 Lebensjahre hier verbracht hätte.

Uli winkt und grüßt und da die Gemeinde konsequent den ruhenden Verkehr kontrolliert und auch viele Alternativen, wie Fahrradstellplätze und -straßen, on demand Shuttlebusse, breitere Gehwege, Vorrangschaltungen für Fußgänger und Radfahrer und autofreie Bereiche geschaffen hat, kommt er super überall hin. Aber vor allem hat sich die Anzahl der Autos, die im Ort fahren, reduziert und manche Haushalte haben auf Grund der Arbeit von zu Hause und dieser Veränderung gar ein ganzes Auto abgeschafft.

Zuhause angekommen beeilt sich Lars und auch Clara will mit. Tanja, ihre Mutter, drückt ihnen ihre Tasche für den Badesee in die Hand, denn Oma und Opa fahren schon mit dem Shuttlebus vor. Opa tut schon wieder so, als ob er ohne zu schauen den Bus fahren würde. Er ist immer wieder fasziniert, wie das funktionieren kann. Aber auch er und seine Turnkameraden nutzen den Bus regelmäßig, nicht nur nach ihrem Stammtisch, um auch mal etwas Alkohol zu trinken, sondern ganz oft um sich in der Ortsmitte zu treffen und bei der Bürgerstiftung mitzuwirken. Ihre ganz unterschiedlichen Werdegänge und ihr Wissen sind das, was Heddesheim ausmacht.

Bunt, vielfältig, gemeinsam, sicher und fröhlich. Auch im Straßenverkehr.

Gefällt Ihnen, was sie lesen? Oder auch nicht? In beiden Fällen packen Sie mit an und kommen Sie zum nächsten Treffen der Heddesheimer Liste! Zukunft im Blick, Heddesheim im Herz. Überparteilich für unser Heddesheim!

Eine Antwort zu „Montag in 10 Jahren“

  1. Avatar von Eva Martin-Schneider
    Eva Martin-Schneider

    Hallo Eike,
    schöne Vorstellung! In meinen Träumen kommen aber noch weniger selbstfahrende Autos oder Busse vor… schon gar keine „on demand“:)- von wegen mehr „Miteinander“ und Solidarität- ( ich stell mit grade die heißgelaufene Software des Shuttlebusses vor – bei dann vielleicht 15 000 Einwohnern und ihren DEMANDS)
    In meinem Traum gibt es ein hübsch ausgebautes Radnetz und viele grüne, blumigbesäumte Gehwege mit Fußstapfen! 🙂 täte Opa und Oma vielleicht auch gut – die Bewegung zu Fuß, mit Rad /Dreirad/ E-Bike(?) oder so.
    Klar die Ladenburger… etc… könnten schon den Bus nehmen zum Badesee, aber da würde es doch genügen , wenn im Stundentakt einer fahren würde?
    Mit den hochverdigitalisierten und elektrifizierten Fahrgeräten/Maschinen/Fahrrobotern oder wie auch immer die Dinger dann heißen, bin ich nicht „grün“ bzw. zu arg grün… aber das ist ein anderes Thema. …. Ach, ja die Träume der „Alten“ und was träumen unsere Jungen? Jedenfalls sollen diese „Dinger“ raus aus unserem „Dorf“, damit anderen nicht das gleiche Schicksal wie Uli wiederfährt!!!!!!!!!!!

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