„Und in welchen Kindergarten geht eure Aliya? Kirchlich oder kommunal?“ Die Frage stellt Dana, die Mutter von Elena.
Die Antwort kommt von Eric: „Aliya geht in den kommunalen. Aber eine Wahl hatten wir dabei nicht wirklich. Zufrieden sind wir trotzdem. Die Erzieherinnen geben sich alle Mühe.“
„Das klingt nach einem großen Aber.“, hakt Dana nach. Sie stehen auf dem Spielplatz, schauen ihren Kindern beim Sandeln zu. Die Sonne scheint heute. Man kennt sich. Beide sind öfter da, wie viele Eltern aus den umliegenden Wohnhäusern.
„Naja“, sagt Eric, „manchmal wünsche ich mir Flexibilität. Für mich ist der Kindergarten ein Muss. Unsere Kleinen lernen dort so viel. Meine Frau und ich könnten das alleine nicht leisten. Wir sind beide berufstätig.“
„Das verstehe ich gut“, antwortet Dana. „Andreas und mir geht das auch so. Er ist viel unterwegs und seit Januar arbeite ich auch wieder mit einer vollen Stelle. Bei dir ist das doch auch so, Badria. Oder?“
Badria hat gerade Schaufel und Sandförmchen in der Hand. „Oh ja, das kannst du laut sagen.“ Sie drückt die Spielsachen ihrem Jüngsten in die Hände. Badria ist mit ihren drei Mädchen da.
„Flexibilität ist ein gutes Stichwort. Die wünsche ich mir manchmal auch. Und Verlässlichkeit in der Betreuungsfrage. Und dass jemand mal danach fragt, was unsere Bedarfe sind als Familie.“
Eric schmunzelt: „Na, da bin ich ja froh, dass nicht nur ich das so sehe. Auch ich habe manchmal den Eindruck, dass wir als Familie Arbeitszeit und Freitzeitgestaltung vollständig an den Gegebenheiten vor Ort ausrichten. Und ich will da nicht jammern. Schließlich haben wir zwei Ganztagsschulen am Ort.“
„Stimmt. Und Betreuung, finde ich“, schaltet sich Dana wieder ein, „ist keine Frage, die ausschließlich den Kindergarten oder die Schule betrifft. Hast du mir nicht, Badria, davon erzählt, wie schwierig es für euch war, einen Platz für eure Kleinste zu finden, als du nach einem Jahr wieder zurück in deinen Beruf wolltest?“
Badria stöhnt hörbar: „Ja, das war ich. Kein Zuckerschlecken, kann ich dir sagen. Aber damit würden wir Eric nur langweilen. Ich bin mir sicher, Eric, dass die Vereinbarkeit von Berufsleben, Freizeitgestaltung und Familie mehr Eltern persönlich zu schaffen macht, als wir alle denken.“
Dana nickt dabei zustimmend. „In der Tat. Interessieren würde mich dennoch, was Flexibilität für dich bedeutet, Eric. Oder Verlässlichkeit für dich, Badria.“
Eric antwortet zuerst: „In unserem Kindergarten gibt’s feste Zeitschienen. Die haben wir quasi auch fest gebucht. Einen Ganztagsplatz haben wir nicht, was an der damals noch eingeschränkten Berufstätigkeit meiner Frau lag. Nun ist es aber so, dass unser Großer seit dem Sommer die 5. Klasse besucht. Mit Mittagsschule und Freizeitangeboten hat er da einen recht vollen Terminkalender, da müssen wir ihn ab und an unterstützen, indem wir ihn zum Beispiel zum Handball fahren oder mal von der Schule abholen. Leider kommt es dabei von Zeit zu Zeit zu Kollisionen mit den Abholzeiten unserer kleinen Aliya. Dass es einen festen Zeitrahmen für Bring- und Abholzeiten geben muss, ist mir klar, aber das System selbst scheint mir manchmal etwas starr.“
„Oh ja, das sehe ich auch so.“, erklärt wiederum Badria. „Für uns gilt das nicht nur mittags, sondern auch morgens. Eren und ich takten am Morgen jede Minute durch, um unsere drei pünktlich überall abzuliefern und das mit möglichst fröhlichen Gesichtern, um dann anschließend selbst noch pünktlich zur Arbeit zu kommen. Alleine würde ich das gar nicht schaffen. Und wenn dann mal irgendwo etwas ausfällt; die Tagesmutter krank ist, das Personal im Kindergarten nicht ausreicht, in der Schule die erste Stunde ausfällt und Notbetreuung angesagt ist. Da kommen wir ganz schön ins Schwitzen. Und immerhin gibt es Notbetreuung in der Schule oder auch die Ferienbetreuung.“
Dana nickt verständnisvoll. „Verstanden.“, sagt sie. „Und was wäre die Lösung?“
Eric lacht. „Eine realistische oder meine Utopie?“
Badria lacht ebenfalls, Dana auch. „Das muss sich beides ja nicht zwingend widersprechen“, sagt sie. „Wir haben Oma und Opa am Ort, ich sehe zweifellos ein, dass mein Bedarf ein anderer ist als eurer.“
Eric antwortet zuerst: „Ich würde mir wünschen, dass Eltern sich nicht in ein vorgefertigtes System einfügen müssen, ihnen vielmehr die Möglichkeit gegeben wird, ihre soziale Situation darzulegen, um Bedürfnisse und Bedarfe abzuklären. Mir, uns hätte das sehr geholfen. So hatte ich den Eindruck, das nehmen zu müssen, was verfügbar war. Als wir nach Heddesheim zugezogen waren, haben wir genommen, was uns angeboten wurde. Daraus haben wir das Beste gemacht und machen es noch. Aber ich könnte mir vorstellen, dass viele Eltern sich anders wahrgenommen fühlen würden, gäbe es eine Bedarfsabfrage in den Familien.“
Auch Badria sieht das so: „Ja, das wäre toll. Vielleicht bräuchte es dafür eine zentrale Anlaufstelle im Rathaus. Eine, die nicht nur die Berechtigung hat, die freien Plätze in den Kindergärten zu verwalten, was sicherlich schon kompliziert genug ist, sondern die dich und mich und uns alle danach fragt, was wir brauchen, um uns dann ein möglichst passgenaues Angebot geben zu können. Das natürlich wieder im Rahmen des Möglichen.“
„Da kann ich dir nur zustimmen“, erwidert Dana. „Und das ist nun wirklich keine Utopie, oder Eric? Schön wäre es jetzt, es hätte uns jemand zugehört oder die Aufnahmetaste auf dem Smartphone gedrückt. Dann könnten wir unsere Idee direkt ans Rathaus senden.“
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